Detroit, Michigan – Motor City Music. Ein Film von Claus Bredenbrock und Pagonis Pagonakis (55 Min.) mit anschließendem Gespräch.
Detroit ist eines der weltweiten Zentren der Popmusik, die Liste der Musiker und Bands aus und um Detroit liest sich wie das `Who is Who´ der Pop-, Soul und Rockstars: Stevie Wonder, Diana Ross, John Lee Hooker, Iggy Pop, MC 5, Marvin Gaye, Martha Reeves, Jackson 5, The Temptations, Juan Atkins, Eminem u.v.a.. Die Geschichte der großen Hits und Stars war und ist dabei eng mit Aufstieg, Fall und Wiedergeburt der Automobilindustrie von Detroit verbunden: Ford, GM und Chrysler haben bis heute hier ihre Firmensitze. Jahrelang war diese Industriestadt ein Symbol des Niedergangs amerikanischer Metropolen. Hohe Kriminalitätsrate, Armut und Abwanderung: Detroit, das war die „Wegwerf-Stadt”, die man längst aufgegeben hatte. Vor fünf Jahren lag die Automobilindustrie der Stadt am Boden, 120.000 Jobs gingen verloren. General Motors und Chrysler borgten sich Geld von der amerikanischen Regierung, um weiter zu existieren, Ford nahm Hypotheken auf seine Werksanlagen auf, heute sind alle drei wieder im Geschäft.
Weltberühmt machte die „Motor-Stadt” Detroit auch das Motown-Label, das die Soul- und Popmusik maßgeblich beeinflusst hat. Bei der jungen Firma unterschrieben spätere Weltstars wie The Supremes mit Diana Ross, der elfjährige Little Stevie Wonder und die Temptations. Die Motown-Künstler, darunter auch Marvin Gaye, belegten in den 60er Jahren die Spitzenplätze der Verkaufslisten und übten großen Einfluss auf die Musik, ebenso wie die Firma auf die Musikindustrie, aus. Allein von 1961 bis 1971 hatte Motown 110 Top-10-Hits. Dass Detroit in der Musikszene weiter eine führende Rolle spielt, liegt an dem aus den Vororten der Stadt stammenden Detroit Techno. Auch der weiße Rapper Eminem lebt und arbeitet heute noch in der Stadt.
Ausgehend von den alten und neuen Hits der Musikszene von Detroit zeichnet der Film das Bild einer nordamerikanischen Großstadt voller Gegensätze. Die Songs reagieren auf die Entwicklung einer Metropole, die wie viele andere nordamerikanische Großstädte in den letzen Jahren einen radikalen Wandel durchgemacht haben. Die Stadtbevölkerung schrumpft, städtische Infrastruktur kollabiert. Und Kriminalität breitet sich aus. Insofern ist Detroit beispielhaft in seiner Bedeutung für die gesamten Vereinigten Staaten von Amerika. Neuaufnahmen der teilweise verwüsteten Stadt korrespondieren mit Archivbildern einer Zeit materiellen Wohlstands in den 50er und 60er Jahren des 20. Jahrhunderts. Interviews mit Musikern wie Mitch Ryder, der regelmäßig auch in Europa auftritt und ehemaligen Musikern des Tamla Motown Labels wie Martha Reeves liefern einen Abriss der Kulturgeschichte Detroits. MC 5-Manager John Sinclair und Susan E. Smith, Autorin des Buches „Dancing in the Street”, erläutern, wie die Subkultur einer Stadt über die Jahre zum Markenzeichen Detroits wurde.
Claus Bredenbrock (*1947) arbeitet seit 1982 als freier Journalist für regionale und überregionale Tageszeitungen und Stadtmagazine, seit 1986 freier Autor von Hörfunk- und TV-Magazinbeiträgen sowie eigener Fernsehfilme. Zuletzt: „DES KAISERS SCHMUTZIGE WÄSCHE – WILHELM II. FRIEDEN ODER KRIEG?” (52 Min. | ZDF/ARTE | 2013), „MEMPHIS/TENNESSEE – EINE STADT VERÄNDERT DIE WELT” (mit Pagonis Pagonakis | 55 Min. | ARTE/WDR | 2011), „KEIN ATOM IN NRW! – DER KAMPF UM KALKAR” (mit Pagonis Pagonakis | 45 Min. | WDR | 2011) oder „WIE DIE KOHLE AUS DEM RUHRGEBIET VERSCHWAND” (45 Min. | WDR | 2010).
Pagonis Pagonakis (*1972 in Nordrhein-Westfalen), Studium der Journalistik und Literaturwissenschaften an der Universität Dortmund (Abschluss: Diplom-Journalist). Parallel dazu Volontärsausbildung beim Westdeutschen Rundfunk Köln (u.a. in der Redaktion MONITOR). Tätig als Autor und Regisseur für verschiedene öffentlich-rechtliche Sendeanstalten (ARD, ZDF, ARTE). Lehrbeauftragter am Institut für Medien- und Kulturwissenschaften der Heinrich Heine Universität Düsseldorf.
Die Veranstaltung fand statt am:
Donnerstag, 13. Juni 2013, 19 Uhr, Aula der Kunsthochschule für Medien Köln